Besucherzentrum

Das LWL-Besucherzentrum im Kaiser-Wilhelm-Denkmal bietet Besuchern neben Informationen zum Denkmal überraschende Einblicke in die wechselvolle Vergangenheit des Wittekindsberges. 

Wer sich immer schon gefragt hat, warum hoch oben auf dem Berg ein solches Denkmal gebaut wurde, findet ebenso eine Antwort auf seine Frage wie derjenige, der wissen möchte, warum dort zahlreiche archäologische Fundstätten zu entdecken sind. Historiker, Archäologen, Naturschützer und Heimatpfleger haben für die Stationen interessante Geschichten zusammengetragen. Die sechs Stationen der Präsentation informieren mit anschauliche Illustrationen, Animationen, Fotografien, kurzen Texten und interaktiven Sequenzen über die Natur- und Kulturgeschichte der Porta. 

Alle Medienstationen sind barrierefrei anfahrbar und bieten Versionen in Deutsch, Englisch, Gebärdensprache und Audiodeskription an.

Foto: LWL / Peter Hübbe

1. Gleich im Eingangsbereich befinden sich die „Kaiserliche Aussichten“, eine Bilderwand mit rund 40 Erinnerungsfotos von Besuchern aus verschiedenen Jahrzehnten. Diese stammen von Besuchern aus ganz Deutschland, die ihre Bilder von den Ausflügen zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal nach einem Aufruf in den Medien zugeschickt haben. Zu den jeweiligen Aufnahmen gibt es auch die Information, wann und zu welchem Anlass sie entstanden sind und wer die gezeigten Personen sind.  

Darüber hinaus gibt es einen Infomonitor mit aktuellen Hinweisen sowie eine Medienstation zum Barkhauser Fotostudio Henssgen, das über 50 Jahre lang Besucher am Denkmal fotografierte.

Foto: LWL / Peter Hübbe

2. Die Station „Rondell“ besteht aus kreisförmig angeordneten Displays und widmet sich dem Denkmal aus den Perspektiven Kaiser (Wilhelm I. und II.), Denkmal und Publikum. Innerhalb der Rondells werden diese drei Themen über Texte und jeweils einer Collage vertieft. 

So diente die Errichtung des Denkmals an der Porta 1896 der Ehrung beider Kaiser: Zum einen feierte es die Einigung des Deutschen Reiches 1871 in der Person Wilhelm I; zum anderen erwiesen die Initiatoren des Denkmals durch ihr Engagement Wilhelm II. ihre Ehrerbietung – und hofften auf positive Wahrnehmung.

Denn nach dem Tod Wilhelms I. entstand eine Vielzahl von Denkmälern in den Provinzen des Deutschen Reiches, vorwiegend auf Initiative des Bürgertums. Mit der Verherrlichung Wilhelms I. als Reichsgründer verbanden die Initiatoren auch den Wunsch nach Anerkennung und Wohlwollen durch Kaiser Wilhelm II. So erwies sich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal schon während seiner Errichtung als wahrer Publikumsmagnet, Denkmalsouvenirs und Kaiserkitsch inklusive. Nach dem Ersten Weltkriegs 1918 nahm die Begeisterung jedoch ab und es folgte die Abdankung der Monarchie; Kaiser Wilhelm II. floh ins niederländische Exil. Die politische Bedeutung des Denkmals wandelte sich – es blieb die touristische Wirkung. 

Diese drei Perspektiven auf das Denkmal verkörpern auch Schauspieler in einer Medienstation auf den Außenseiten des Rondells: Kaiser Wilhelm II spricht hier aus der Erinnerung Ende der 1890er Jahre. Der Mindener Bürgermeister Theodor Bleek (1833-1905) erzählt mit einem Abstand von etwa ein bis zwei Jahren über das Ereignis und das Dienstmädchen Henny redet 1921 aus der Erfahrung des Ersten Weltkriegs hinaus. 

Auf der Fensterseite ergänzen schließlich vier große Leuchtbilder mit Großmotiven das Rondell mit zusammenfassenden Informationen zu den Themen „Kaiser“ – „Der Porta-Stein“ – „Die Natur“ – „Das Denkmal“.

Foto: LWL / Peter Hübbe

3. Die „Panoramawand“ ist ein zentrales Element der Präsentation. Mit 17,50 Metern Länge zieht sie sich fast über die gesamte Länge des LWL-Besucherzentrums. Die großformatige Illustration zeigt in 34 Einzelszenen die Porta als Geschichts- und Kulturlandschaft.

So geht der Betrachter entlang der Panoramawand auf eine Zeitreise durch die Region, von der Jura, der geologischen Entstehung des späteren Exportschlagers Porta-Sandsteins, über den Wandel der Landschaft, wie die ersten Menschen an der Porta lebten, über die Römer, Karl der Große und die Gründung des Bistums Mindens bis hin zur Entwicklung des mittelalterlichen Verkehrs zu einem modernen Verkehrswesen. 

Der Besucher verfolgt anschaulich die Industrialisierung im 19. Jahrhundert und boomender Zigarrenherstellung, dem Einzug der mechanischen Textilproduktion oder auch oder Erzabbau in den kilometerlangen Stollenanlagen des Wiehengebirges. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten Zwangsarbeiter für die Rüstungsindustrie in den Stollen für die Kriegsindustrie im Jakobsberg und Wittekindsberg. 

Weiter geht es auf der Reise zeigt die Panoramawand die Sprengung des Rüstungsstollens und schließlich die Entwicklung Porta Westfalicas vom Dorf zu einer Stadt samt Strukturwandel und Entstehung eines Naturschutzgebietes aus ehemaligen Kiesgruben. 

4. Die Medienstation „Geomodell“ ist eine interaktive Übersichtskarte, die sich mit den Themen Geologie, Natur, Wirtschaft, Naturraum, Verkehr und Siedlung an der Porta befasst.

Über die Ebenen "Information" und "Aktuelles" kann sich der Besucher individuell informieren, wie etwa über die geologische Entstehung des heutigen Wander- und Erholungsgebiets „Hausberger Schweiz“ durch die Schmelze von Gletschern aus der Saale-Eiszeit. Des Weiteren macht das Modell die über tausendjährige Geschichte des Mühlenwesens entlang der Westfälischen Mühlenstraße erlebbar, die Mühlen auf gut 320 Kilometer entlang der Weser und des Wiehengebirges verbindet. So verfügt der Mühlenkreis Minden-Lübbecke heute noch über 43 Wind-, Wasser- und Rossmühlen. 

Weitere Themen sind u. a. die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Denkmals von der Landmarke der Region bis hin zu den Renovierungs- und Umbaumaßnahmen, der Sandtagebau „Holzhauser Mark“ in Porta Westfalica-Neu-Costedt. der 1992 unter Naturschutz gestellt wurde, das „Vogelparadies Porta Westfalica“ oder auch der Mittellandkanal und das Wasserstraßenkreuz in Minden als Entwicklung aus dem ursprünglichen Weserlauf. 

Foto: LWL / Peter Hübbe

5. Die Station „Denkmal heute“ umfasst eine zentrale Medienstele sowie drei Medientische mit 3D-Modellen (Mount Rushmore, USA, Holocaust-Mahnmal, Berlin, Großmonument Mansudae, Nordkorea). Diese zeigen international bedeutende Denkmäler, ihre unterschiedlichen Konzepte und auch deren Wahrnehmung auf. 

So entstanden im 19. Jahrhundert in Deutschland sowie in den europäischen Nachbarländern so viele Denkmäler wie nie. Die Monumente zu Ehren von Monarchen sowie nationalen Größen hatten zum Ziel, das Nationalgefühl der Menschen zu stärken. Seitdem hat sich nicht nur die Darstellungsform und Art der Denkmäler geändert, sondern auch ihre Botschaft. 

Die Denkmal-Stele greift daher auch die internationale Denkmalkultur auf mit der jeweiligen Bildsprache sowie auch der Diskussionskultur als Bestandteil seiner Gesamtwirkung. Die Bandbreite reicht vom Hermannsdenkmal in Detmold über den Arc de Triomphe in Paris / Frankreich bis hin zum Demokratiedenkmal in Bangkok / Thailand. 

Und auch der Besucher selbst kann aktiv an der Debatte teilhaben: An der Medienstation dürfen die Gäste des LWL-Besucherzentrums gerne in einer Befragung ihre Meinung zur Denkmalkultur äußern, wie z. B.: „Welche Bedeutung haben für Sie solche Personen- und Ereignis-Denkmäler?“

Foto: LWL / Peter Hübbe

6. An der Kinostation führt ein Kurzfilm in die wechselvolle Geschichte und gesellschaftlichen Deutungen des Kaiser-Wilhelm-Denkmals ein. In knapp neun Minuten geht der Film innovativ und anschaulich mittels dokumentarischem Material oder auch Graphik Novel-Elementen auf Zeitreise durch die mehr als 120-jährige Geschichte des Monuments. Von der Idee eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals zur Stärkung des Nationalgefühls, über den Bau, der pompösen Einweihung, seiner Rolle im Nationalsozialismus bis hin zu seiner Entwicklung als Touristenmagnet und die Bedeutung solcher Denkmäler heute. In unterhaltsamen Szenen verkörpern Schauspieler Zeitgenossen und erläutern Details und Hintergründe. Wie etwa ein Arbeiter, der von den Bauarbeiten und Konstruktion des Denkmals berichtet.